
Strategie trifft Storytelling und die Reichweite knackt Bestwerte: Was macht ein Team Lead Video beim kicker, Felix?
Der kicker ist heute weit mehr als das gedruckte Sportmagazin, besonders im Bewegtbild-Bereich ist in den vergangenen zwei Jahren viel passiert: Eine konsequent umgesetzte Strategie, neue Formate und die Präsenz auf allen großen Plattformen erweiterten das multimediale kicker-Ökosystem in Bild und Ton. Über die eigene Webseite und App, über YouTube, Facebook, Instagram sowie TikTok werden täglich zahlreiche Videos rund um Fußball und das Sportgeschehen geteilt. Zuletzt verzeichneten die kicker-Kanäle deutlich über 70 Millionen Views – pro Monat. Vor allem auf TikTok ist dabei das Wachstum enorm – knapp 100 Millionen Aufrufe allein im Jahr 2025 und ein anhaltendes Wachstum belegen eine nachhaltige Entwicklung des Juli 2022 gestarteten Accounts.
Bei jüngeren Zielgruppen geht es oft darum, schnell
die Aufmerksamkeit zu erhalten. Die Kunst ist es,
die unterschiedlichen Zielgruppen zusammenzubringen,
ohne den Markenkern zu verwässern.
Angeführt wird die Video-Mannschaft von unserem Team Lead Video: Felix Kneidl. Der studierte Kommunikationswissenschaftler mit Fokus auf audiovisuelle Medien hat in der Freizeit eigene Projekte gedreht und Fußball- und Tennisvideos geschnitten. Mit beruflichen Stationen als Nationalmannschaftsreporter und Senior Editor bei Stats Perform mit Auftraggebern wie DAZN oder SPOX und als Video Lead DACH bei Footballco hat er das Handwerk von der Pike auf gelernt und bringt nun seine Erfahrungen beim kicker ein.
Heute ist er privat weniger selbst mit der Kamera unterwegs, denn der Job beim kicker bringt Strategie und Storytelling so zusammen, dass es auch mal abzuschalten gilt. Was genau er tagtäglich in seiner Rolle zu tun hat, wie er die Strategie zielsicher vorangetreibt und wie er aus einer grünen Wiese einen reichweitenstarkes Video-Angebot aufgebaut hat:
Die Aufstellung stand auf der Grünen Video-Wiese
Als Felix im Juli 2023 zum kicker kam, übernahm er einen Videobereich mit erheblichem Potenzial – aber ohne etablierte Strukturen oder klar definierte Prozesse. Für ihn war das kein Hindernis, sondern eine Gelegenheit: etwas aufzubauen, zu formen und zu professionalisieren. Von seinen vorherigen beruflichen Stationen war er es gewohnt, in Strukturen zu arbeiten. „Ich habe eine relativ grüne Wiese vorgefunden, auf der sich allerdings ein top motiviertes Team aufgestellt hat.
Erste Anfänge wurden gemacht, doch in Hinblick auf Struktur und Strategie gab es noch Nachholbedarf“, verrät er. Es sei schon damals täglich Video-Material entstanden, doch letztlich schärfte er zusammen mit seinem Team den Blick dafür, was sie wirklich erreichen wollen und was es dafür braucht. Das war ein Schlüssel dafür, die Video-Präsenz über alle kicker-Kanäle massiv auszubauen.
In seiner Funktion als Team Lead Video bewegt sich Felix in vielen Dimensionen zugleich: Er ist nicht hinter der Kamera präsent, sondern denkt voraus, organisiert, strukturiert und steuert inhaltlich: „Meine Hauptarbeit ist, im Vorfeld dafür zu sorgen, dass das, was vor dieser Kamera dann stattfindet, auch gut wird und dass dafür alles vorbereitet wird.“
Das heißt für seinen Alltag als Team Lead Video beim kicker:
Themenfindung,
Skript-Arbeit,
Absprache mit Reportern,
Auswahl von Clips und
Vorbereitung des Moderatoren-Inputs.
Konkret heißt das, dass er nach eigener Recherche oder aktueller News-Lage dem jeweiligen Moderator oder der Moderatorin ein Thema an die Hand gibt, diese/r ein Skript erstellt und gemeinsam in kurzen Feedbackrunden abstimmt. Dabei ist eines besonders wichtig: „Flexibilität ist entscheidend – denn der Fußball in all seinen Facetten bewegt sich schneller als je zuvor. Das Tagesgeschäft ist in den vergangenen Jahren noch herausfordernder und News-getriebener geworden.“
Für Felix darf ein Video nicht nur “irgendwie aufgenommen“ sein, sondern muss den Ansprüchen an Marke und Qualität entsprechen sein. Gerade bei Social Media ist die Konkurrenz enorm – ein verpfuschtes Clip-Out reicht, und die Aufmerksamkeit wandert weg: „Wenn der Moderator sich mit einer wackeligen Selfie-Kamera aufnehmen würde, swipet der User sofort weiter und das hat massive Auswirkungen auf die Reichweitenentwicklung eines einzelnen Clips.“
Trotz der hohen Follower-Zahlen auf Instagram, Facebook und TikTok und Snapchat ist es wichtig, qualitativ-hochwertig produzierte Clips zu teilen, damit sie die Reichweiten nachhaltig wachsen lassen. Deshalb gehören die Analyse und das Reporting ebenfalls zu seinen Tätigkeiten – etwa in Absprache mit unserem Product Manager Social & Games David Gohla.
Mehr „Aus dem OV-Blog“: Felix war mit kicker-Reporter Mario Krischel on Tour – die Hintergrund-Story.
Jeder Tag ist anders – aber es gibt Konstanten
Ein Tag ist selten genau planbar, doch es gibt Konstanten, wie das wiederkehrende selbstproduzierte Format „Was geht, Bundesliga?“. Hier weiß Felix, dass der Tag mit Themenrecherche und Skript-Freigabe beginnt und mit der finalen Aufzeichnung endet, bei der er als Regisseur hinter der Kamera den jeweiligen Dreh im kicker-Studio leitet.
Aufregender sind dabei die Tage, an denen der Spielbetrieb läuft. Beispielsweise in einer Woche, in der in den europäischen Pokal-Wettbewerben der Ball rollt. Wenn beispielsweise Champions-League-Highlights im Laufe des Abends eingehen, liegen die Prioritäten bei der Auswahl von Szenen und der schnellen Veröffentlichung. „Man muss sehr flexibel sein, denn wir verarbeiten eine begrenzte Anzahl an Near-Live-Clips – also Highlight-Videos, die wir auch im Liveticker ausspielen – und da geht es darum, die perfekten Videos zu sichten und schnell zu veröffentlichen.“ Das erklärt im Übrigen auch, weswegen hin und wieder Clips fehlen – fällt ein entscheidendes Tor erst in der 98. Minute, fängt das Video-Team das im Titel des kompletten Highlight-Videos ab.
Das Team koordinieren: Wer übernimmt die Frühschicht?
Ab früh morgens ist das Team damit beschäftigt, Videos des vergangenen Tages zu sichten, zu bearbeiten und zu veröffentlichen oder an die entsprechenden Teams weiterzuleiten. Schließlich wollen die kicker-User ihre Sportnews schon am Frühstückstisch oder in der Bahn serviert bekommen. Felix muss daher die Schichten planen, delegiert Verantwortlichkeiten und sorgt dafür, dass neben dem Frühprogramm auch das Tagesgeschäft nichts untergeht.
Video-Clips auf den kicker-Kanälen bedeuten also Schichtbetrieb, denn während vormittags oft Pressekonferenzen stattfinden, stehen nachmittags und abends die Partien der jeweiligen Wettbewerbe an. Mit dem jüngst erzielten Rechte-Coup zum Bundesliga Archiv-Material und der Bundesliga-Collection wird das Video-Team schon jetzt deutlich mehr Spielraum haben, um Eigenproduktionen weiter zu optimieren und noch emotionaler zu gestalten. Ab 2026 ist der kicker zudem selbst Rechtebesitzer: mit den DFB-Pokal-Highlights (Frauen und Männer) wird auch das Video-Team bald viele neue Möglichkeiten bekommen
Mehr „Aus dem OV-Blog“: Martin Roser aus dem Video-Team startete einen Podcast „Soka“ – heute hat er zudem ein eigenes kicker-Format.
Sportmedienmarke im Spotlight – Das kicker-Mikrofon
Ein kleiner, aber äußerst wichtiger Hebel war das Einführen und Etablieren des kicker-Mikrofons. Reporter nutzen es etwa bei Interviews, um direkt bessere Tonqualität zu gewährleisten – und um die Marke kicker zu visualisieren.
„Das kicker-Mikro ist essentieller Bestandteil unserer Bildsprache geworden – nicht nur in unseren eigenen Videos. Heute ist es ein ständiger Begleiter unserer Reporter, ob Mixed-Zone oder sonstiges Interview in verschiedensten Formaten – wir schaffen über das Mikrofon eine Sichtbarkeit für unsere Marke. Gleichzeitig sammeln wir eigene Audio-Clips für die Weiterverwertung in unseren eigenen Produktionen, sei es Video oder Podcast.“
Web vs. Social – die Zielgruppe klickt anders
Felix’ Aufgabe endet nicht bei der Produktion – sie reicht bis in die strategische Aussteuerung auf verschiedenen Plattformen: Web, App, Instagram, TikTok, YouTube. Es geht um Zielgruppen, Erwartungshaltungen und optimale Formate: „Auf TikTok und Instagram bieten wir mehr Buntes an, bleiben zwar beim Fußball-Content aber haben mehr Spielraum, denn die Zielgruppe tickt und klickt anders. Und das wiederum ist die Herausforderung für unsere Video-Redakteure – die die Sprache der Follower sprechen muss und bei jüngeren Zielgruppen geht es eben oft darum, möglichst schnell die Aufmerksamkeit zu erhalten. Die Kunst ist es, die unterschiedlichen Zielgruppen zusammenzubringen, ohne den Markenkern zu verwässern.“
Da geht es dann für ihn in die Analyse:
Welcher Inhalt performt gut – und warum?
Bei welcher Zielgruppe?
Wo kann man experimentieren oder wo muss man konsistent bleiben?
Das fängt schon bei Thumbnails an, also einheitliche Vorschaubilder, konsistente Gestaltung und visuelles Branding sind für Felix kein Beiwerk, sondern durchdachte Maßnahmen. Es gehe darum, dem User in der Clip-Übersicht klar aufzuzeigen, was ihn erwartet.
Und inhaltlich wird selektiert, nicht alle Clips schaffen es auf kicker.de, aber sorgen auf den Social-Plattformen für Millionen-Aufrufe: Persönlichkeiten wie Thomas Müller, Sandro Wagner, Jürgen Klopp oder Christian Streich erzielen überdurchschnittliche Reichweiten, weil ihre Inhalte oft polarisieren oder unterhalten.
4 Plattformen – 4 Ansätze: Worauf es bei der kicker Video-Strategie ankommt
Jede Plattform hat ihre eigene Sprache, ihre individuellen Eigenheiten, weiß Felix. Wie das Videoteam diese Unterschiede strategisch nutzt:
Worauf es bei den kicker-Kanälen ankommt:
Website und App: Tiefgang für Fußballfans – Hier zählt Fachlichkeit. Auf der Website und in der App spricht der kicker ein Publikum an, das wissen will, warum Harry Kane trifft – nicht nur, dass er es tut. Videos liefern taktische Analysen, Hintergrundberichte und starke redaktionelle Inhalte.
TikTok: Schnell, nahbar, unterhaltsam – Die jüngere Zielgruppe liebt Tempo, Emotion und Persönlichkeit. Deshalb funktioniert hier besonders gut: Spieler mit Charisma, witzige Trainingsszenen oder Reporter-Clips mit überraschenden Momenten.
Instagram: Visuell stark, auf den Punkt – Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, besonders bei Instagram. Hier setzt der kicker auf hochwertige Thumbnails, gestochen scharfe Videos und klare Aussagen. Wer nicht in den ersten Sekunden überzeugt, wird weggeswiped.
YouTube: Länger, hochwertiger, TV-nah – YouTube ist die Bühne für größere Formate. Hier bringt der kicker längere Interviews, Reportagen oder Hintergrundgeschichten unter, sorgfältig produziert und in Studioqualität.
Am besten beides: Exklusives Statement oder viraler Volltreffer?
Auf die Frage was ihm lieber wäre, ein exklusives Statement oder ein (garantierter) viraler Hit, ist er eindeutig festgelegt: „Wir wollen natürlich, dass unsere Clips von möglichst vielen gesehen werden. Doch wir produzieren unsere Inhalte nicht zwangsläufig dafür, wenn wir wählen könnten, ginge bei uns Exklusivität vor. Auf irgendeinen Zug aufzuspringen, um gesehen zu werden, war noch nie der Stil des kicker. Wir stehen für das, was wirklich auf und neben dem Platz passiert, daher würden wir immer das exklusive Zitat vorziehen. Im besten Fall wird unser Statement dann aber zum viralen Hit“, so Felix.
„Der virale Clip mit Karim Adeyemi rund um einen vermeintlichen BVB-Marketing-Gag beispielsweise brachte auch uns über 1,4 Millionen Views auf den Social-Kanälen, doch das Interview mit Hans-Joachim Watzke im kicker-Studio war für uns durch exklusive Zitate und starke Aussagen wesentlich langlebiger in der Weiterverarbeitung als der One-Shot mit dem BVB-Profi.“ Qualität vor Quantität also, auch in unserer Video-Strategie.
Apropos Studio: Welche Rolle das neue kicker Studio spielt
2024 erhielt der kicker ein eigenes Studio, das auch für die Weiterentwicklung des Video-Bereichs eine große Rolle spielt: „Früher gab es einen Greenscreen-Raum, dort wurden hin und wieder Clips aufgenommen. Heute sind wir mit dem Studio ein gutes Stück weiter – ein passgenaues Setting im kicker-Stil, mit Video-Wand, flexibel einsetzbaren Sitzmöglichkeiten für Interviews und hochprofessioneller Technik. Insbesondere für unsere eigenen kicker-Formate oder auch Redaktionsbesuche ist das topmoderne Studio mehr als ein Hingucker, sondern essentieller Bestandteil unserer täglichen Arbeit.“
Mehr aus dem OV-Blog: kicker-Studio im Einsatz: Live-Premiere zum Gesundheitsstream mit kicker eSport.
Die nächsten Bewegtbild-Schritte: Eine kicker-Dokumentation?
Felix denkt groß: Sein Traum ist, eine hochwertige kicker-Dokumentation zu realisieren – visuell, journalistisch und erzählerisch stark. Er sähe sich eher im Konzeptionsbereich als vor der Kamera: „Mein größter Traum ist hier einmal an einer großen kicker-Dokumentation mitzuwirken. Eine coole kicker-Dokumentation, professionell produziert mit erstklassigem Storytelling.“ Gute Beispiele sieht er in „Unparteiisch“, der Schiedsrichter-Dokumentation, “FC Hollywood”, dre Reihe über den FC Bayern der späten 1990er Jahre und „The Last Dance“ um Basketball-Legende Michael Jordan.
Ob es zu einer derartigen Produktion kommt, kann er aktuell noch nicht sagen, Anlässe gäbe es genug, doch brauche eine 90 Minuten-Reportage knapp 100 Stunden Videomaterial, das gesichtet, geschnitten und in einen emotionalen Kontext gebracht werden muss. Ob große Produktion oder kleiner Clip, Felix ist überzeugt, dass der kicker in jeder Form wettbewerbsfähig bleiben wird – mit einem starken Video-Content-Angebot. „Journalistische Marken kommen an Video nicht mehr vorbei, dafür braucht es aber eben kontinuierlich hochwertige Produktionen, ein feines Gespür für Trends genauso wie das richtige Timing. Und ein Team, das Ideen und Visionen in Bewegtbilder umsetzen kann – dafür haben wir eine starke Truppe beisammen.“