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Reise ins Ungewisse und das absolute Nonplusultra – kicker-Reporter Matthias Dersch und Georg Holzner über die neue Klub-WM

Mit Matthias Dersch und Georg Holzner haben wir zwei erfahrene kicker-Reporter über den großen Teich geschickt. Der Grund? Die Klub-WM-Premiere, die nun erstmals über vier Wochen mit 32 Mannschaften in den USA stattfindet. 

Im Interview schildern sie ihre Eindrücke von vor Ort, was sie den deutschen Teams zutrauen und verraten außerdem, wie ihnen der kreative Ausgleich zum Tagesgeschäft gelingt. 

Wie bereitet man sich als Reporter auf einen Wettbewerb vor, den es niemals vorher gab? Wie unterscheidet sich die Vorbereitung auf dieses Turnier von anderen Turnieren?

Matthias: Die Abläufe vor einer WM oder EM sind immer ähnlich. Erst steht das Trainingslager an, in dieser Zeit beschäftige ich mich intensiv mit der – in diesem Fall – deutschen Mannschaft, aber bereits auch mit den ersten Gegnern. Mit dem Vorteil, dass man viele Spieler und Teams bereits kennt. Diesmal ist es dagegen eine Reise ins Ungewisse, weil viele Gegner komplett unbekannt sind in Europa. Beispielsweise in der BVB-Gruppe die Mamelodi Sundowns aus Südafrika oder Ulsan HD aus Südkorea. Der Austausch mit internationalen Reportern ist umso wichtiger. Dazu kommt das Turnier bzw der Austragungsort, der auch Vorbereitung benötigt. Konkrete Reiseplanungen, aber auch die Beschäftigung mit dem neuen Modus und angepassten Regeln.

Georg: Ergänzend zu Matthias’ Aussagen – diese Klub-WM ist eben ein neuer Wettbewerb, keiner weiß so recht, wie es vor Ort dann tatsächlich läuft. Zudem ist es dieses Mal so, dass die Klub-WM auch eine Art Pilotprojekt für die klassische WM im nächsten Jahr sein wird. Für uns Reporter vor Ort zählt vor allem auch die Organisation – viele Reisen, lange Wege und eine sechsstündige Zeitdifferenz zu Deutschland, die sich natürlich auf die Abläufe an Print-Produktionstagen auswirkt. Am Ende aber geht es für uns um crossmediale Qualität gepaart mit Aktualität und der Nähe zum Geschehen.

Was sind eure Erwartungen an die Klub-WM in Hinblick auf sportlicher Ebene? Viele Tore? Wenig Tore? Viel Taktieren?

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Im kicker-Video: Die Highlights des Spiels auf kicker.dekicker

Matthias: Das fällt mir tatsächlich schwer zu prognostizieren. Meine Erwartung ist schon, dass sich am Ende eine europäische Mannschaft durchsetzen wird.  Wobei ich davor warnen würde, die Teams aus Brasilien und Argentinien zu unterschätzen. Wie bei einer normalen WM würde ich darauf tippen: Je weiter das Turnier ist, desto hochklassiger werden die Partien, weil bis dahin eine natürliche Auslese stattgefunden hat. In der Vorrunde dürfte aber der eine oder andere Kantersieg dabei sein. Etwa beim Bayern-Auftakt gegen Auckland (Hier geht es zum kicker-Artikel und den DAZN-Video-Highlights)
 
Georg: Genau davon ist beim ersten Spiel auszugehen. Aber der Reiz Groß gegen Klein hat ja auch was. Natürlich kann der Unterschied manchmal krass sein, aber wer weiß, welche Überraschungen es geben wird. Wer den Fußball liebt, liebt auch das Unerwartete.

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Georg Holzner nach dem 10:0-Auftaktsieg des FC Bayernkicker

Wie nehmt ihr das internationale Interesse am Turnier wahr?

Matthias: Anders als noch in Deutschland scheint das Interesse international ungleich höher zu sein. Vor allem in Südamerika, aber auch in Asien oder dem arabischen Raum. Die Teams und Fans dort brennen darauf, sich in einem richtigen Wettbewerb mit den Europäern zu messen.

Georg: Für die Teams außerhalb Europas bedeutet dieses Turnier enorm viel. Wie Matthias sagt, insbesondere die Mannschaften aus Arabien und Südamerika sind unglaublich heiß drauf. Ihnen bietet sich diese vielleicht einmalige Chance, sich mit den Großen zu messen, auf der großen Bühne spielen zu dürfen - einmal gegen Messi oder Müller. Und für manche Spieler, die im normalen Leben einen normalen Job nachgehen, ist dieses Turnier sicher eine Riesenmöglichkeit, vielleicht danach einen Vertrag in Europa zu bekommen. Für diese kleineren Teams und weniger bekannten Spieler ist die Klub-WM wahrscheinlich das absolute Nonplusultra.

Ihr beide wart bei EM und WM bereits im Einsatz, ebenso wie die Spieler seid ihr also dank des neuen Wettbewerbs im Dauereinsatz. Wie schafft ihr den Ausgleich neben dem Arbeitsalltag?

Matthias: Bei mir ist es die Fotografie. Die Kamera gehört ohnehin zu meinen ständigen Begleitern, das ist bei so Großevents nicht anders. Es bereichert nicht nur meine Arbeit, weil es meinen Blick und Fokus für Details schärft. Es verschafft mir auch Entspannung in Wochen, die ansonsten voll der Arbeit gewidmet sind.

Georg: Wenn man ständig auf Achse ist, eine lange Saison hatte, dann braucht es zwingend einen Ausgleich. Was bei Matthias das Fotografieren ist, ist bei mir das Malen. Ich male abstrakte Bilder. Und je nachdem, wie es in der Arbeit gerade ist, wirkt es sich tatsächlich auch auf den Stil aus (lacht).

hlznr.art - Georg stellt seine Werke auf Instagram zur Schau Georg Holzner
Auch Matthias Dersch zeigt auf der Social Media-Plattform seine Fotografie-Arbeiten Matthias Dersch

Hier geht es zu den Instagram-Seiten @hlznr.art und @matthiasderschfotografie.

Habt Ihr den Eindruck, die Qualität der Spiele leidet unter der höheren Belastung durch das Mehr an Wettbewerben?

Matthias: Das wird sich erst noch zeigen müssen. Bislang kann ich das trotz vieler Unkenrufe noch nicht feststellen. Es gab in der vergangenen Champions-League-Saison berauschende Spiele – etwa Inter gegen Barca im Halbfinale -, auch die Nations-League-Spiele im Juni hatten insgesamt ein hohes Niveau, auch wenn die deutsche Mannschaft etwas abgefallen ist. 

Georg: Ich glaube es nicht: Bei einer EM oder klassischen WM beschwert sich auch kaum jemand, dass die Belastung zu hoch sei und die Qualität der Spiele zu schlecht. Es mag sein, dass es in gewissen Partien ein Ungleichgewicht herrschen könnte - das ja. Aber ich denke, dass die Profis diese maximal sieben Spiele grundsätzlich im Tank haben. Das Einzige, das ich mir vorstellen könnte, was die Qualität beeinflusst, sind die Temperaturen. Die sind in einigen Städten in den USA sehr gewöhnungsbedürftig. 

Generalprobe? Ist die Klub-WM auch ein Testlauf für die WM 2026, um dafür zum Beispiel neue Formate zu testen? Wie wird die Abstimmung mit der Redaktion laufen?

Matthias: Absolut. Wir können vor Ort die Bedingungen kennenlernen und uns damit vertraut machen. Auch können wir neue Formate testen und auf ihre Turniertauglichkeit prüfen. Wir sind ja längst nicht mehr nur Berichterstatter für die Print-Ausgaben, sondern liefern auch Audio-, Video- und Foto-Content für unsere diversen Plattform. Die Abstimmung läuft vor allem über Teams, in Form von direkten Calls oder innerhalb der Themengruppen. 

Georg: Jede Reise und jedes Turnier bringen neue Erkenntnisse. Und das gilt natürlich auch für unsere internen Abläufe.

Wie nehmt ihr die Stimmung vor Ort wahr? Ist ein Hype schon vor dem Start zu spüren, wie es bei den bisherigen Weltmeisterschaften üblich war?

Matthias: Die Straßen in New York sind voll von Touristen - und tatsächlich sind bereits etliche in Fußballtrikots darunter. Auch am berühmten Times Square flimmert alle paar Sekunden Werbung für die Klub-WM und ihre große Schwester, die WM der Nationen 2026, über die gigantischen Leinwände. Wenn man genau hinhörte, konnte man am Sonntagabend sogar Fangesänge der argentinischen Anhänger von River Plate vernehmen. Der BVB versucht ebenfalls bereits Präsenz zu zeigen: Die Ex-Profis Roman Weidenfeller und Patrick Owomoyela touren seit Tagen durch die Stadt, um Werbematerial für die Sozialen Medien zu produzieren, am Montagabend steigt die Black-and-Yellow-Night über den Dächern Manhattans. 

 

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kicker-Reporter Matthias Dersch berichtet aus New York City über erste Eindrücke der Klub-WMkicker

Hier geht es zum Video-Beitrag auf kicker.de

Georg: Bislang ist die Klub-WM noch nicht so recht angekommen. Es sind zwar vereinzelt ein paar Fans anzutreffen, aber von einer Euphorie ist noch nicht so viel zu spüren. Plätze für Public Viewings oder Fantreffs habe ich zumindest in Orlando noch nicht gesehen.

Und nun zur entscheidenden Frage: Wie schätzt ihr die Chancen der deutschen Vertreter ein? Wie weit kann es gehen?

Matthias: Ich glaube, für beide deutschen Mannschaften ist es durchaus ein Anreiz, erster Titelträger beim neuen Format zu werden. Das wäre ein historischer Erfolg – auch wenn die Wertigkeit noch nicht mit der einen Champions-League-Erfolgs oder gar einem WM-Titel mit der Nationalmannschaft gleichzusetzen ist. Der BVB hat zuletzt bewiesen, dass er punktuell dazu in der Lage ist, nahezu jede europäische Mannschaft besiegen zu können. Der FC Bayern hat möglicherweise nach dem Viertelfinal-Aus in der Königsklasse noch den Wunsch, etwas gut zu machen. Großer Favorit ist für mich aber PSG, die derzeit die wohl am besten funktionierende Mannschaft der Welt haben. 

Georg: Die Chancen sind gegeben, klar, für beide deutschen Mannschaften. Die Frage ist, wer sich wie in diesem Turnier zurechtfindet und am besten mit den Bedingungen klarkommt. Die fußballerische Klasse allein wird nicht reichen. Es braucht eine richtige Mannschaft. PSG ist gut drauf, ManCity und Real haben einiges wiedergutzumachen. 

Alle Highlight-Clips der Klub-WM 2025 direkt nach Abpfiff bei kicker im Zuge der Partnerschaft mit DAZN – Mehr dazu auf kicker.de.  

Tommy Dobs

PR & Communications Manager

tommy.dobs@olympia-verlag.de

Tommy Dobs ist seit über zehn Jahren im Bereich Content Marketing, PR und Blogging aktiv. Für unseren Blog schaut er hinter die Kulissen unserer Sportmedien-Angebote, beleuchtet unsere Projekte und spricht mit den Menschen über ihre Motivation. Eine besondere Leidenschaft ist für ihn Data Storytelling. So bringt er Daten und Zahlen zusammen, um emotionale Geschichten mit detailreichen Fakten zu erzählen.